Platform Engineering für die Poly-Cloud Sicherheitsaspekte für künftige Cloud-Infrastrukturen

Von Max Hille* 4 min Lesedauer

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Auch im vergangenen Jahr 2023 hat sich gezeigt: Vor allem mittelständische Unternehmen schrecken mangels Vertrauen in Sicherheit und Zuverlässigkeit noch immer vor der Nutzung der Cloud zurück. Eine vordringliche Aufgabe für IT-Unternehmen wird es daher sein, diese Zweifel zu zerstreuen.

Wie sich Cloud-Infrastrukturen entwickeln – und was dies für die Security bedeutet.
Wie sich Cloud-Infrastrukturen entwickeln – und was dies für die Security bedeutet.
(Bild: © kanpisut - stock.adobe.com)

Der Weg dahin führt über eine tief gestaffelte Sicherheitsarchitektur, die sich in einem Maßnahmenbündel über drei Bereiche ausdrückt: Cloud-Infrastruktur, Cloud-Plattformen sowie Software in der Cloud, also die Datenhaltung.

Cloud-Plattformen (also die Sammlung an Tools, um Services und Anwendungen in der Cloud entwickeln und betreiben zu können) weisen heute einen immer höheren Automatisierungs- sowie gleichzeitig Abstraktionsgrad auf. Ob die Landschaft beim Hyperscaler oder im regionalen Rechenzentrum betrieben wird, diese Frage verliert an Bedeutung. Den Entwicklungspfad von Hardware über Virtualisierung, Container bis zur serverlosen Architektur bezeichnet man auch als „Moving up the stack“.

Es gibt inzwischen zahlreiche fertige Plattform-Architekturen und -dienste, die ausreichen, um darauf Standardapplikationen zu betreiben. Immer beliebter werden sie vor allem wegen ihrer großen Vielfalt. Cloud-Architekturen sind ideal, wenn man sowohl flächendeckende SaaS-Angebote als auch spezifische Software nutzen will – letzteres insbesondere, wenn es um hohe Komplexität geht, große Datenmengen und Sensorik im Spiel sind oder man eine starke Integration in andere Systeme benötigt.

Fertige Plattform-Architekturen

Wer all diese unterschiedlichen Komponenten in der Cloud betreiben möchte und in ihnen seine Daten ablegt, braucht nicht nur IT-Sicherheit, sondern auch Sicherheit bzw. das Vertrauen in die Cloud. Die Architektur der Hyperscaler bringen hier bereits eine hohe physische Security mit sich. Je intensiver Unternehmen Cloud-Infrastrukturen standardmäßig einsetzen, desto höher ist zwangsläufig die Verantwortung der Provider, sie sicher zu gestalten. Hier wurde und wird folglich viel investiert.

Gleichzeitig sind zahlreiche mittlere bis große Unternehmen gegenwärtig dabei, eigene Plattformen mit eigenen Policies aufzusetzen und zu betreiben. Dies geschieht mittels Platform Engineering, also einen Technologieansatz, der die Bereitstellung von Anwendungen und die Geschwindigkeit, mit der Geschäftswert geschaffen soll, beschleunigen kann. Da hier in der Regel sehr kritische, datenlastige Softwarelösungen mit vielen Schnittstellen im Einsatz sind, steigt die Notwendigkeit, zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen.

Das Spektrum der Möglichkeiten an dieser Stelle ist breit und reicht von DDoS-Schutz über Anomalieerkennung, Firewalls und Security-by-Design bis zu Ansätzen wie Principle-of-least-privilege und Zero Trust. Hier verschränkt sich die technologische mit einer prozessualen Komponente. Nach dieser gilt es, die Nutzung durch Menschen so weit wie möglich einzuschränken – und dabei gleichzeitig dem Einzelnen die für seine jeweilige Nutzung benötigten Freiheitsgrade einzuräumen.

Technologische und prozessuale Komponente der Security

Den parallelen Betrieb mehrerer Cloud-Architekturen und ihre Vernetzung untereinander bezeichnet man auch als Poly-Cloud – ein Begriff, der gern mit Multicloud verwechselt wird. Dies aber bedeutet, Daten über mehrere Clouds per Algorithmus so zu verteilen, dass es für die einzelne Userin überhaupt nicht nachvollziehbar ist.

Poly-Cloud hingegen heißt, bewusst zum Beispiel Azure für M365 und fertigungsnahe Anwendungen, AWS aber für den Betrieb mobiler Apps zu nutzen. Über Schnittstellen zwischen beiden Clouds lassen sich dann etwa Stammdaten aus der einen in die andere spielen. Unter Umständen ist Azure AD auch der Authentifizierungsmechanismus für die AWS-Applikationen. Letztlich sind beides jedoch voneinander getrennte Bereiche.

Trend zur gemeinschaftlichen Infrastruktur-Basis

Klar erkennbar ist auf jeden Fall die Tendenz, dass sich Unternehmen heute bewusst mehrere Cloud-Architekturen nebeneinander legen, sie parallel betreiben und gezielt per Schnittstelle verbinden. Dies eröffnet zugleich ganz neue Skalierungsmöglichkeiten. An die Stelle des bisherigen Modells „Single-Cloud plus diverse On-Premises-Anwendungen“ tritt also mehr und mehr eine gemeinschaftliche Infrastruktur-Basis, also die Poly-Cloud.

Die reine Infrastrukturthematik („Welche Tools brauche ich zum Hosten von Services und Anwendungen in der Cloud?“) rückt darüber in den Hintergrund. Plattform Engineering besteht dann künftig darin, eine Beispielarchitektur vorzuhalten, wie Applikationen, Datenbanken und Data Lakes nach einem Standard aufgebaut werden sollen. Für diese Architektur müssen Admin-Teams folglich größer angelegte Security-Policies entwerfen und das Thema Sicherheit noch langfristiger denken als bisher.

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Auf der einen Seite die Möglichkeit, Plattform-Services (wie eine gemanagte Datenbank oder Data-Processing-Tools) zu nutzen, auf der anderen punktuell seine Anwendungsarchitektur mittels Microservices aus nicht veränderbaren Standardkomponenten und individuellen Komponenten zusammenstellen – das ist die Grundrichtung, in die sich Software und Anwendungen in der Cloud immer mehr entwickeln. Die Aufgabe besteht darin, aus großen, nicht zusammenhängenden Datenpools und Anwendungsfällen dezidierte Geschäftsprozesse digital darzustellen, und dies dadurch, indem man eine Standardwebsoftware bereitstellt und betreibt.

Die heutigen Angebote der Security-Anbieter wird es in dieser Form in drei bis fünf Jahren nicht mehr geben. Sie werden überwiegend in den Angeboten der Hyperscaler aufgehen oder durch Platform-Engineering der Teams aufgelöst. Die Anbieter werden sich konsolidieren und spezialisieren, das heißt noch mehr auf Sonderfälle abzielen, wo ein besonderes Sicherheitsniveau benötigt wird oder Angriffsvektoren sehr komplex sind.


* Der Autor Max Hille ist Head of Advisory bei Cloudflight Germany.

Bildquelle: Cloudflight

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